Mediengestaltung
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Im Sommer saßen wir immer mal wieder mit Freunden aus der Umgebung in unserem Garten in Putlitz/Porep. Zuletzt im August 2018 v.ln.r.: Winston, Johanna, Eva, Harald, Püppi, Gerhild Brigitte, Jörg und Simone
Abschied von Eric Oluf ,EO' Jauch
Eric ist am 13.April 2019 im Alter von 76 Jahren nach kurzer Krankreit verstorben. Gerhild, Eva und ich waren bei ihm. Wir haben ihn am 29. April auf dem Friedhof in Putlitz Ot. Nettelbeck anonym bestattet.
Auf seiner Beerdigung wurden diese Reden gehalten:
roland
liebe leute,
in diesem frühling waren es 40 jahre die eric und ich zusammen durch unser leben gereist sind - und ich kann sagen - für mich wars der größte Teil meines bisherigen lebens und ich bin stolz und glücklich es mit einem so wundervollen menschen wie eric geteilt zu haben.
1979 trafen wir uns im hamburger nachtleben - haben dann viele jahre in hamburg am zippelhaus gelebt.
in dieser zeit waren wir für die filmredaktion der szene hamburg und einiger anderer zeitungen als journalisten- und fotografenteam tätig.
bei der Szene wurde eric zum renomiertesten filmjournalisten der stadt - einige nannten ihn sogar liebevoll den filmpapst von hamburg. er war befreundet und kannte alle wichtigen regisseure des landes. wir waren am set bei werner schroeter, rainer werner fassbinder, monika treut, peter kern, Christof schlingensief und auch 1988 in hollywood zu den Dreharbeiten der Fabelhaften Baker Boys mit Michele Pfeiffer sowie Jeff- und Beau Bridges
seine liebe zum grossen leinwanddrama - besonders die von Douglas Sierk - blieb ihm sein ganzes leben lang erhalten. selbst als wir weit entfernt der grossen kinos auf dem land lebten, war für uns der donnerstag immer noch der Kinotag.
ich hatte in einem Regal am Kopfende unseres Bettes einen beamer montiert der das bild über uns hinweg auf eine ausziebare leinwand vor der Schlafzimmertür projezierte.
hier lagen wir jeden donnerstag in UNSEREM kino und schauten die filme die 3 monate zuvor in den filmpalästen und off kinos der grossen städte zu sehen gewesen waren.
hamburg zippelhaus in den 1980ern war ne wilde zeit!
Oft wurde in der redaktion bis zum frühen morgen gearbeitet und danach gings natürlich noch auf die piste - sprich - auf die reeperbahn - sozusagen unser wohnzimmer - in dem eric gott und die welt kannte. unsere ältesten freunde aus dieser zeit sind heute hier. ingo , charles und christa.
mit ihnen und vielen anderen aus der gesamten republik feierten wir zig partys und trafen uns häufig zu teilweise orgiastischen essen.
Anfang der 90er wurde uns das loft in der hamburger city zu klein und wir zogen in eine herrliche jugendstilvilla nach hamburg blankenese. von hier aus belieferten wir nun bundesweit- auf ersten digitalen kanälen - Film- und fernsehzeitungen mit unseren bildern - bis das
geschäft anfang der 2000er jahre ruhiger wurde und wir beschlossen mit dem Archiv in unser haus nach porep zu ziehen.
eric mochte die menschen hier - und die menschen mochten ihn.
schnell waren wir in das dorfleben integriert und fanden neue freunde von denen jetzt viele mit mir hier stehen und nicht fassen können das er gegangen ist
liebster freund, wir haben uns blendend amüsiert und das leben in vollen Zügen genossen - danke eric, das du da warst.
Gerhild
Erik, + 29.4.2019
Im Jahr nachdem ich nach Porep gezogen war - ich glaube es war 2012 - pflanzte ich im Innenhof meines Hauses einen Apfelbaum. Es war ein kleines Boskop Stämmchen, das einzige bei Blumenthal in Putlitz.. Es würde schon noch wachsen, hatte ich gedacht und das tat es sogar überraschend schnell und kräftig, indem aus dem Stamm in Bodennähe weitere zwei Stämmchen bzw. Äste herauswuchsen, die wiederum weitere Äste bildeten. Ich überlegte, ob ich sie absägen sollte, denn so wie er jetzt aussah, entwickelte sich der kleine Baum eher zu einem Busch.
Erik, den ich von Anfang an häufig sah, weil wir oft gemeinsam zum einkaufen fuhren - meinte, ich solle den Baum doch wachsen lassen wie e will, dann wird es eben ein Apfelbusch, das würde ihm gefallen. Ich ließ mich überzeugen, insgeheim war ich jedoch etwas abergläubisch und verband mit den zwei neuen Ästen meine neuen Poreper Freunde: Erik und Roland. Der Apfelbusch wuchs weiter, jedes Jahr buschiger und bekam die ersten, wunderbaren Äpfel.
Ich erinnere mich, dass seine Meinung sich auch nach Jahren nicht geändert hatte und er jedes Mal, wenn ich mal wieder den Löwenzahn bekämpfte, sich amüsierte und auf die Unnötiigkeit hinwies, andererseits genoss er das südlich angehauchte Flair des Gartens, was uns zu weiteren Diskussionsthemen inspirierte. Erik hatte die Gabe, dir deine Meinung zu lassen , egal ob wir über den Sinn und Unsinn von Demokratie sprachen, ob über das Gesundheitssystem, die unterschiedlichen Parteien, die Frauenbewegung, die Kunstszene oder Filme. Erik versuchte grundsätzlich die Gegenseite bzw. die Kehrseite der Medaille zu beleuchten und zu durchschauen, der er eine gewisse Berechtigung beimaß. Einzig bei seinen Freunden hielt er sich zurück. In bewundernswerter Weise konnte er zu Jedem eine menschliche, empathische Beziehung aufbauen.
Er war es, der meine unerzogene Hündin Cori gerne frei laufen ließ, was diese sehr genoss. Auf unseren langen Spaziergängen erzählte er von seinen Erlebnissen zusammen mit Roland, in vielen Ländern mit kreativen, interessanten und lebensfrohen Menschen oder von so Manchem, den er einfach nur unterstützte. Erzählungen, die ein Buch füllen konnten. Ich versuchte ihn dazu zu überreden, doch das war ihm nicht wichtig und er lachte über mein Insistieren mit seiner eigenen, heiteren Ironie, das Leben war wie es sein musste oder sein sollte, wenn es nicht vielleicht sogar ein schönes Missverständnis war. Und wenn er meine neuen Bilder betrachtete und ich seinen kommentierenden Blick sah, dachte ich, „verflixt, woher wusste er“. Und woher wusste er ungefragt was gerade wichtig war, wo oder wenn ich seine Hilfe benötigte, die er freizügig anbot. Welch wunderbar, harmonische Tage ich in seiner Anwesenheit verlebte.
Der Apfelbaum wurde größer und größer und im letzten Jahr hatte er so viele Blüten wie nie zuvor. An den letztjährig sehr warmen Apriltagen tranken wir Kaffee vor blühendem Apfelbaum. Der Sommer war heiß und schön und im Spätsommer trug der Baum unzählige, rießengr0ße Äpfel. Aber dann kam der September. Dann kam dieser Sturm über der Prignitz und über Porep - das in einer Windschneise liegt - und trotz schützendem Innenhof, fegte der Sturm über den Apfelbaum und brach den kräftigsten Ast, der schwer voller Äpfel war,- brach ihn einfach ab. - Nach dem Schock entblätterte ich den Ast schließlich, bemalte ihn gelb und rot und lehnte das Kunstwerk an die Scheunenwand, wo er selbst im Winter leuchtend an seine Herkunft erinnerte.
In diesem Jahr sind wir nur einmal kurz, auf Eriks Wunsch, bereits an einem windigen Märztag im Garten gesessen. Der verstümmelte Apfelbaum hatte noch keine Blätter. Auch Erik war der Wind zu stark und wir gingen hinein. Ein letztes Mal. Wir waren beide sehr krank gewesen und noch nicht ganz genesen. Ein,
zwei Spaziergänge waren kurz und ermüdeten Erik. Die Einkäufe wurden kleiner, er sollte nichts Schweres tragen. Vorbei unsere Gespräche bis spät in die Nacht, bei denen wir eine Flasche Cabernet bis zur Neige leeren konnten. Und Erik war immer bis zum richtigen Zeitpunkt geblieben. Wie konnte er den nur kennen? Er war ein Menschenfreund, ein Tier,-und besonders ein Katzenfreund.
Vor Allem ein wahrer Freund. Niemandem konnte man mehr vertrauen. Was für ein Mensch, was für ein Freund. Erik, ich danke dir für diese wenigen Jahre, diese kostbaren Stunden, die ich mit dir verbringen durfte. Du wirst mir fehlen. Adieu mein lieber Freund. Adieu Erik.
Gerhild Grolitsch, Jännersdorferstr.1, 16949 Putlitz Ot.Porep, Tel.033981 507077 info@grolitsch.de
Brigitte + Jörg
Als Nachbarn von Erik und Roland wollen auch wir mit ein paar Worten an Erik erinnern und von ihm Abschied nehmen. Dabei richtet sich unser Blick natürlich nur auf die letzte Phase seines Lebens, die er in Porep verbracht hat.
Es war ein langsamer Prozess des Kennenlernens, nachdem Erik und Roland vor über 15 Jahren nach Porep gezogen waren. Zusammengeführt haben uns anfangs die Auseinandersetzungen um die Installation der vielen Windräder, die unser gemeinsames Dorf seitdem umzingeln. Man traf sich zum Diskutieren, aber auch zum Feiern im damals noch neuen Cafe des Siebengiebelhofes. Oft wurde nach den Veranstaltungen dort mit Erik an der Theke das eine oder andere Glas geleert, und bald schon wurde aus Bekanntschaft Freundschaft. Gemeinsam haben wir seitdem die Restaurants der näheren und weiteren Umgebung ausprobiert, immer auf der Suche nach gutem Essen und etwas „Lifestyle“ auf dem platten Land. Allerlei Geburtstage haben wir im Laufe der Jahre zusammen gefeiert, den Silvesterabend gemeinsam beim Fondue zu verleben, war – sofern wir zu dieser Zeit in Porep waren – fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden.
Trotz seiner zurückhaltenden Art war es Erik anzumerken, dass er all diese Anlässe sehr genoss: immer erschien er besonders „schnieke“ angezogen, wie es sich eben gehört, wenn man als Hanseat ausgeht. Uns werden die vielen angeregten Gespräche in Erinnerung bleiben, die wir miteinander geführt haben, und die Erik häufig mit Erlebnissen aus seinem „früheren Leben“ in der Metropole Hamburg anreicherte, ein offenkundig buntes und reiches Leben, das ihn mit einer Vielzahl von Schauspielern, Künstlern, Journalisten und anderen Kreativen zusammengeführt hat.
Ein erster Schock für uns war die Nachricht von Eriks Krankenhausaufenthalt in Hamburg im vergangenen Herbst. Umso erfreuter waren wir, dass er dann im letzten November überraschend die Vernissage von Gerhild in der kleinen Kirche von Bölzke mitmachen konnte. Und natürlich sind wir dann alle ins Restaurant am Plauer See gefahren, in dessen Nähe Erik seine Reha absolvierte. Wie in alten Tagen haben wir zusammen gegessen, geplaudert und den Tag bei einem Glas Rotwein ausklingen lassen. Alles schien uns auf dem besten Wege, dass es wieder so werden würde wie früher. Auch wenn Erik noch recht geschwächt wirkte, aber eine OP am Herzen ist eben auch kein Spaziergang, sagten wir uns.
„Wie früher“ schien es uns Anfang März zu sein, als wir mit Erik bei uns zusammen saßen. Es war unser letztes „gemütliches Zusammensein“, doch wir ahnten es nicht einmal. Der Rotwein schmeckte wie immer, aber der Abend war aus anderem Grund ein ganz besonderer. Es entwickelte sich ein Gespräch von einer Intensität und Offenheit, wie wir es zuvor noch nicht mit Erik geführt hatten. Mit großer Zufriedenheit blickte er auf seine jetzige Situation, auf die Jahre in Porep und auf sein erlebnisreiches Leben in den Jahrzehnten davor zurück. Rückblickend erscheint es uns fast so, als habe er eine Bilanz gezogen.
Als wir ihn dann spät in der Nacht verabschiedet und bis an sein Grundstück begleitet hatten, fühlten wir uns beide sehr berührt davon, dass Erik uns einen solchen Einblick in seine Gefühlswelt gegeben hatte, wir empfanden das als einen großen Freundschaftsbeweis und freuten uns auf weitere Begegnungen und Gespräche in der Zukunft. Bei uns gab es keinen Zweifel, dass es dazu auch kommen würde. Ob Erik es zu diesem Zeitpunkt wohl schon besser wusste?
Umso schockierender dann die plötzliche Nachricht, dass sich Eriks Gesundheitszustand rapide verschlechtert habe, sodass man sich von ihm verabschieden müsse. Ein letztes Mal haben wir ihm dann wenige Tage vor seinem Tod in Neuruppin die Hand drücken können.
Wir werden Erik als liebenswerten und warmherzigen Menschen, einen interessanten Erzähler, ruhig und bescheiden, sich nie in den Vordergrund drängend, dabei feinsinnig und humorvoll in Erinnerung behalten. Er wird uns fehlen. Porep ist für uns ein Stück leerer ohne ihn.
Die SZENE-Hamburg Redaktion 1977
Im Frühling saß ich mit Erik an schönen Tagen zum Kaffee im Garten - wie ich den Innenhof nannte- und wir freuten uns über die, von Jahr zu Jahr zunehmende Zahl an Apfelblüten, die wie ein Wunder immer wieder kamen. So aber auch der Löwenzahn, der sich im gesamten Garten ausbreitete und den ich auszurotten versuchte. Erik fand die Löwenzahnblüten sehr schön und war gegen meine, ziemlich aufwändigen Ausstech-Bemühungen, hatte er doch bei sich zu Hause einen Natur Obstgarten mit Naturwiese vor dem Haus, in dem abfallende Äpfel auf der Wiese liegen blieben und wo der Löwenzahn ein Paradies vorfand und alles wachsen konnte wie es wollte. Dazu war ich nicht bereit und wir hatten eine erste Meinungsverschiedenheit. Erik schmunzelte und amüsierte sich über meine Vorstellung von einem Garten mit Töpfen und südlichen Pflanzen, die ich im Winter ins Haus bringen würde. Er machte Scherze über ein versüdlichtes Porep mit Palmen, Oleander und so weiter und wir lachten und fantasierten weiter über die Auswirkungen des in allernächster Zukunft erwartbaren Klimawandels in dem Porep dann am Meer lag usw..
Der Sommer in unserem Garten mit den Katzen und den Pferden der Nachbarn war jedes Jahr wieder paradisisch
Erics Bild gemalt von Gerhild Grolitsch